Lichtblick verkauft Atomstrom

Lichtblick verkauft Atomstrom

Entgegen der eigenen Werbeaussage, seit dem Jahr 2003 Strom vollständig aus regenerativen Energiequellen wie Biomasse, Wasser, Sonnenenergie oder Windkraft zu erzeugen und dabei gänzlich auf Strom aus Atom- oder Kohlekraftwerken zu verzichten, griff der Hamburger Ökostromanbieter Lichtblick im vergangenen Jahr jedoch auf 7,5 Millionen Kilowattstunden an Strom zurück, der vom Unternehmen käuflich auf dem Spotmarkt der Leipziger Börse erworben wurde, um Abweichungen zwischen tatsächlichem und prognostiziertem Stromverbrauch der Kunden kompensieren zu können.

An dieser Strombörse wird ausschließlich sogenannter grauer Strom gehandelt, der zu weiten Teilen aus Atom- und Kohlekraftwerken gewonnen wird. Die zusätzlich bezogene Strommenge entspricht somit knapp 0,5 Prozent der Gesamtstrommenge, die Lichtblick 2007 an die Kunden abgegeben hat. Somit stimmt Lichtblicks Werbeaussage, den Verbrauchern zu 100 Prozent Ökostrom zur Verfügung zu stellen, nicht ganz.

Die Vorstandsmitglieder von Lichtblick, Heiko von Tschischwitz und Wilfried Gillrath, versuchen den Vorwurf zu entkräften, indem sie diese Vorgehensweise als branchenübliches Verfahren darstellen. Lichtblick hat Lieferverträge mit Ökokraftwerken abgeschlossen, von denen sie eine bestimmte Strommenge beziehen, die vorher exakt in Lieferverträgen definiert wurde. Reicht die Menge nicht aus, um den Bedarf der Kunden decken zu können, müsse Lichtblick eben auf die Strombörse zurückgreifen, um eine geringe Menge zusätzlich zu ordern und somit wettbewerbsfähig im Sinne der Kunden zu bleiben.

Eine Tatsache, die großen Unmut bei den Kunden und anderen Öko-Stromanbietern auslöst, wie zum Beispiel Greenpeace Energy. Nach deren Aussagen gleiche man Abweichungen nicht durch Zukäufe an der Strombörse aus, sondern mit Hilfe offener Lieferverträge, die täglich bedarfsorientiert mit den Ökokraftwerken angepasst werden. Dadurch sei garantiert, dass tatsächlich zu 100 Prozent Ökostrom angeboten wird. Dieser Meinung schließen sich noch andere Ökostromanbieter an, wie zum Beispiel das Düsseldorfer Unternehmen Naturstrom.

Lichtblick will nach der Kritik seine Marketingstrategie ändern und das Stromangebot mit dem Hinweis versehen, dass er nicht vollständig aus ökologischen Quellen stammt. Warum dies nicht schon wesentlich früher geschehen ist, lässt das Unternehmen offen. Was bleibt, ist lediglich enorme Skepsis auf Seiten der Verbraucher, die einen höheren Strompreis im Vergleich zu Atomstromanbieter in Kauf nahmen und sich auf die Aussagen des Unternehmens bisher verlassen haben. Zu 100 Prozent.

Links

Lichtblick
Greenpeace Energy

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